Deckblatt
Inhalt Zur Geschichte von Rittergut und Schloß
1 Das Erb- und Zinsregister von 1658
4 Die Verpflegung der Pferdefröner
8 Die Verpflegung der Handfröner
10 Der Kauf des Rittergutes durch Chr. A. v. Beust
1747
11 Das Schloß oder Herrenhaus
16 Streiflichter aus der Kirchenchronik
25 Immer rationell
29 Die Nutzung des Schlosses ab August 1945
30 Die Bodenreform
31 Das Ende des Schlosses
33 Ohne Hilfe geht es nicht
37 Worterläuterungen
38 Quellenangabe
39 Die Redaktion dankt allen Sponsoren, die durch
ihre finanzielle Unterstützung die Herausgabe dieses Heftes ermöglichten. Impressum Zur Geschichte von Rittergut und Schloß Wenn die Grafen von Orlamünde (im 11. und 12.
Jahrhundert) ihre Blicke von ihrer Burg aus über das Land schweifen ließen,
dann muß das herrliche Orlatal ihnen direkt zugenickt haben, von ihm Besitz zu
ergreifen. Gewiß taten sie es auch. In einer Urkunde vom 28. März 1376 wird unter
den Zeugen ein „Diterich Flans Pfarrer zu der Langen Orla" (1) erwähnt.
In älteren Urkunden wird der Zusatz „Langen" noch nicht gebraucht, dort
wird lediglich von „Orla" gesprochen. Deshalb ist es nicht exakt
nachweisbar, ob ein Ort, eine Flußgegend oder eine Landschaft bezeichnet wird,
während Löbe (2) das Geschlecht von Orla beziehungsweise von Flans in
Verbindung mit dem Wohn- und Siedlungsplatz Langenorla bringt. Nach ihm waren
die ersten Besitzer des Rittergutes die von Orla, welche Vasallen der Grafen von
Orlamünde waren. Er stützt sich unter anderem auf Urkunden von 1123, die einen
Guntramus de Orla nennen; am 25. April 1225 war Ulricus de Orla Zeuge; am 24.
Juni 1291 bezeugt ein Ritter Cunradus de Orla und so weiter. Herr Graupner vom Hauptstaatsarchiv Weimar
schrieb dazu: „Wahrscheinlich handelt es sich hier tatsächlich um das
spätere Langenorla, wie auch in einer weiteren Urkunde unseres Archivs von 1307
bestätigt wird, wo unter dem 31. Juli unter den Zeugen ein Heinrich von Mosin
als Richter zu Orla genannt wird. Die Verbindung eines Rittergeschlechts mit dem
Zusatz „de Orla" (Flans) legt nahe, daß es schon einen Wohnsitz des
Ritters gegeben haben muß, unabhängig davon, ob sich daraus bereits ein fester
Wohnplatz dörflichen Charakters entwickelt hatte." Ich gehe wohl nicht fehl, wenn ich annehme, daß
die ersten Rittergutsbesitzer auf der Schimmersburg ihren Wohnsitz hatten. Die
strategische Lage war günstig, die Bausubstanz unterstützt diese Vermutung.
Michael Sänger berichtet dazu: „Die Schimmersburg, die aus Haupthaus,
Nebengebäuden und Scheunen besteht, wurde wahrscheinlich im 13. Jahrhundert
erbaut." (3) Wer könnten nun die Herren auf der Schimmersburg
gewesen sein? Löbe führt, aus Urkunden entnommen, folgende Namen an: 1297 Ritter Heinrich Flanss von Orla, 1346 zeugt Heinz (Heinrich) von Orla, 1375 Johann, Heinrich und Dietrich Flanss zu der
Langen Orla, 1378 wird Heinrich von Flanss in Langenorla
genannt. 1410 muß das Rittergut in den Händen einer
Familie von Hain gewesen sein, denn sie verkaufte ihre Güter an Hans und Heinz
von Hasela und deren Mutter, wobei die Grenzen folgendermaßen angegeben werden:
„sie heben sich an den Weissen Wasser uff der Schonemanne feilde und gehen hen
ober an den Gehenbuel, mit den Holzmarken im Morttale, im Weitentale, im
Erringesstale, im Mulingisstale, im Moltale, im Steinbruckertale und geht uff
den Steinfochs im Moczelstale, im Kirchtale, im Reinhartstale, im Frauwentale
und im Loche". (4) Am 16. April 1452 belehnt Abt Rüdiger von
Saalfeld wieder Hans von Hain mit dem hiesigen Siedelhofe; im Lehnbrief des
Abtes Gregorius vom 29. September 1471 wird Georg vom Kochberg mit dem Siedelhof
Langenorla belehnt – ebenfalls in den oben genannten Grenzen. Als weitere
Besitzer werden 1525 Caspar von Hain und 1529 Heinrich von Hain genannt. Durch
Erbschaft kommt es mehrmals zur Teilung des Gutes, bis 1605 Dietrich von Holbach
die verschiedenen Anteile erwarb und das Gut wieder vereinigte. Da er 1608
kinderlos verstarb, fiel das Gut an den Landesherren zurück. 1609 wurde an die
Gebrüder von Vippach verkauft. Von dieser Familie kaufte 1651 Joachim Ernst von
Beust das Gut. Er wurde geboren am 28. August 1611, war vermählt mit Agnes
Magdalene von Wolframsdorf-Köseritz. Er starb 1685. Von seinen Söhnen wurde
der ältere, Carl Friedrich, Stifter der Reinstädter Linie. Der jüngere Sohn,
Joachim Heinrich, übernahm das Rittergut Langenorla. Joachim Heinrich von Beust,
geboren am 21. März 1683, ließ 1721 das Schloß erbauen. Er war „saalfeldscher
Bergrath und Reisemarschall, später gothascher Geheimrat und Hofmarschall, auch
Amtshauptmann in Gräfental". Er starb kinderlos am 3. Mai 1743. Nutznießerin des Gutes wurde seine zweite Frau
Christiane Amalie geborene von Beust, während die Lehnsnachfolge ihr Bruder
erhielt. Dessen Sohn Carl Casimir, geboren am 14. Juni 1734, erwarb das Gut im
Juni 1769. Er war kursächsischer Kammerjunker, zuletzt saalfeldscher
Oberstallmeister und starb am 11. Februar 1815. Als Nachfolger hatte er seinen
zweiten Sohn, Freiherrn Traugott Heinrich von Beust, geboren am 30. März 1776,
verstorben am 27. Februar 1833, bestimmt. Ihm folgten im Besitz seine drei
Söhne Eduard von Beust, geboren am 8. Februar 1803, verstorben am 3. Juli 1838;
Rudolf von Beust, geboren am 28. September 1811, verstorben am 14. Februar 1832.
Hermann von Beust, geboren am 9. August 1815, altenburgischer Kammerherr, war
zuletzt alleiniger Besitzer des Gutes. Lange Jahre gehörte er dem Landtage des
Herzogtums Altenburg als Abgeordneter an. Nach ihm besitzt seine Tochter Gertrud, geboren
am 17. Dezember 1850 in Langenorla, seit 1873 verheiratet mit dem preußischen
Rittmeister a. D. von Raven, das Gut (5). Sie verstarb am 5. März 1936 in Groß
Luckow. Der letzte Besitzer war ihr Sohn Franz Kraft von Raven, geboren am 4.
Mai 1897 in Langenorla, verheiratet mit Heilwig von Ditfurth, verstorben am 29.
September 1961 in Hannover. Das Erb- und Zinsregister von 1658 (6) Das erste Erb- und Zinsregister des Rittergutes
Langenorla ließ Joachim Ernst von Beust im Jahre 1658, nur sieben Jahre nach
dem Erwerb des Gutes, erstellen. Folgende Namen Langenorlaer Bauern sind
genannt: Heinrich Hagner, Hans Klüger jun., Georg
Schmidt, Hans Klüger sen., Nicol Stetzold, Martin Schweinitz (Müller), Hans
Leutold, Hans Weber, Erhard Müller, Michael Günther, Heinrich Braun, Nicol
Lippold, Nicol Stetzold, Hans Gundermann, Anna Schümrichin (Wittib), Peter
Seyfart Wittib, Barthol Beintz, Georg Wolgezogen, Hans Geintz und Michael
Günther, Nicol Petzold, Georg Schaar, Michael Carol, Peter Beintz, Hans
Steinbrücker, Jost Fischer, Martin Partzchefeld, Curt Schweinitz, Hans Heintze,
Nicol Scherzer, Matthes Steinbrucker, Heinrich Bratfisch, Bastian Stiez, Peter
Seyfarth Wittib, Melchior Rüdiger (Pfarrer), Heinrich Wölfel, Nicol Pflez,
Nicol Böhm, Hartmann Keil, Hans Klemmich, Hans Kirschten und Klaus Eraßmus. Die Abgaben und Frondienste sind sehr
unterschiedlich; hier einige Beispiele: „Hans Klüger sen. An anderer Stelle heißt es: zu Michaelis: „Folgen nun auswärtische Zinnsen von etlichen
in Langenorlaischen Ober- und Niedergerichten auch hohen Lehenwaren gelegenen
Lehensstücken:" Loßitz, Jüdewein, Klein Dembach, Pößneck. Beispiel: „Klein Dembach, Nicol Sende
entrichtet einen Groschen sechs Pfennig Erbzins Michaelis von einem Holzberge
und Acker im Loche." „Hierauf folgen die Außwärtischen
Untherthanen mit Zinsen, Ober- und Erbgerichten, auch hohen Lehenswaren". Es folgen die Namen und Abgaben von Bauern,
Müllern, Pfarrern aus Saalthal, Bucha, Lotterleinsgütter, Beispiel: „Lotterleinsgütter, Georg Hizle zu
Prößwitz entrichtet zwey Gulden zwölff Groschen Erbzins Michaelis". Es folgen auswärtige Zinsen und Lehen teils mit,
teils ohne Gerichtsbarkeit Langenorlas mit Namen und Abgaben aus „Ober Oppurgk, Taumitzsch, Pößneck, Krölpa,
Opitz, Rhanis, Schweinitz, Kolba, Göschwitz, Röhmen, Nimritz, Holkwitz,
Döbritz," Beispiel: „Schweinitz, Hans Schortlich
entrichtet sechs Pfennig oder vier alte Kreuzer von einem Acker am Sandberge.
Nur Verschreibung, Lehn und Zinsen, keine Gerichte." Es folgen die Namen von Bauern mit „Auswärtischen
Zinnsen im Ambte Saalfeld, aber nur mit halben Lehenwahren, nemlich vom Hundert;
Fünfte." aus „Nieder Wöllnborn, Ober Wöllnborn, Röblitz,
Horzendorff oder Horrendorf". Beispiel: „Nieder Wöllnborn, Georg Kirchner
entrichtet einen Gulden elf Groschen am Gelde und drey Faßnachthühner, izo
sechs Groschen davor Erhartj. Eines pro 2 gl. gerechnet von Hauß und Hof und
einer halben Hufe Landes." (6) Die Verpflegung der Pferdefröner (6) 1. Beim Ackern und Eggen 2. „Heu und Grummet abmähen 3. „Jagen und Abschrecken Die Verpflegung der Handfröner (6) 1. „Wann ein jeder Landfröhner jährlich seine
sechs Klafter Frohne-Scheidt und drey Schock Reiß-Holz .... verfertigt so
bekommt er .... sechs Frohn-Semmeln und weiter nichts." 2. „Wann die Landfröhner Korn, Gerste und
ander Getreydich schneiden und aufbinden bekommen sie gleichmäßige Lieferung
wie bei der vorhergehenden Speißung der Pferdtfröhner beim Getreyd schneiden
und aufbinden." 4. „Bey dem Heu und Grummet Dürrmachen wozu
auch aus jeglichem Hause .... zwey Personen erscheinen und hierüber dasselbige
Abladen und Aufstacken und auf den Wiesen beim Wagen fleißig nachrechen
müssen, wird ihnen gleich den Pferdtfröhnern, eher nichts, als bis alles
herein ist, alsdann uff ein jegliches Haus vor drey Pfennig Brod und nichts mehr
gegeben." Es folgen dann Angaben zur Speisung für folgende
Arbeiten: Der Kauf des Rittergutes durch Christine Amalie
von Beust 1747 Am 26. Oktober 1847 trafen sich um 9 Uhr „in
der oberen Etage des großen Rittersitzes und Adligen Wohnhauses" die „Hochwohlgeborene
Frau, Frau Christine Amalien verwittibter geheimen Räthin und
Ober-Hof-Marschallin von Beust" mit den „Curatore", dem „hochwohlgeborenen
Herrn Baron Carl Friedrich von Beust auf Neuensalza", „den
Hochwohlgeborenen Herrn Juventium Wilhelm von Beust auf Reinstädt, „endlich
den damaligen Gerichts Directoren zu Langenorla, tituliert Herrn Hof-Advokatus
Johann Christoph Schmidt, zu Pößneck, nebst dem bisherigen Gerichtskonzorzimus
Adam Roßner, dem Richter und Hanß Michael Günther, Hans Jakob Geinitzen und
Hanß Georg Schrötern." Desweiteren die „Pferdtfröhner: Hanß Jakob
Geinitz, Hanß Michael Günther, Hanß Nicol Bauer, Hanß Adam Klüger, Hanß
Michael Schröter, Hanß Adolph Müller, Hanß Lippold, Georg Heinrich Sänger
und Hanß Michael Orckler." „Die Landfröhner: Hanß Michael Schröter,
Hanß Peter Schweinitz, Hanß Christoph Schmidts Wittib Magdalena, Curatore Hans
Michael Günther, Christoph Schüttaufs Wittib Martha Margaretha, Curatore
Johann Christoph Schüttauf, Hanß Heinrich Schröters Wittib Anna Elisabeth,
Curatore Adam Roßwurm, Hanß Kurt Wichmann, Hanß Heinrich Freytag, Hanß Georg
Krause, Hanß Georg Blechschmidt, Sigmund Hartmann, Hanß Jakob Büttner, Hanß
Nicol Bauer, Hanß Jakob Bocken, Hanß Nicol Hagner, Hanß Martin Weißacker,
Hans Georg Schröter, Catarina Margarethe Grunerin, deren Ehemann ausgestorben
und Curatore Hanß Heinrich Freytagen. Sowie der Herr Kammerjunker Johann August
Ernst von Brandenstein auf Positz;" „da er dem Rittergut unterworfene
Güter besitzt." Von staatlicher Seite war anwesend Herr Baron
Christoph Ludwig von Griesheim, Hochfürstlich Sachsen Gothaischer nochbestallter Consistorial Rath zu
Altenburg und Amtshauptmann zu Camburg." Bild 1 An der Feldscheune – gleich geht`s los! Bild 2 Schweizer Ludwig Bauer und Ehefrau Else im
Georgental Bild 3 Feldscheune auf der Würzbachhöhe um 1920 Bild 4 Der Milchwagen in den zwanziger Jahren bei
Hochwasser im Schloßpark Foto: Fam. Jahn Repro: Foto-Peterlein Bild 5 Anneliese Seeger mit Thüringer Kuchen
vor dem Inspektorenhaus Bild 6 v. l Erna Geinitz, Milda Heise und Marie
Blankmeister im Lustgarten Das Schloß oder Herrenhaus Von der Verbindungsstraße Orlamünde –
Pößneck kommend, gelangte man über eine herrliche Kastanienallee vorbei am
Inspektorenhaus zu einer steinernen Brücke mit kräftiger steinerner
Seitenbegrenzung. Sie führte über den Wallgraben, der das Schloß umgab. Das Schloß wurde aus Sicherheitsgründen auf
mächtigen Eichenpfählen erbaut. Das 1721 unter Joachim Heinrich von Beust von
einem italienischen Baumeister im schlichten Barock errichtete viergeschossige
Gebäude erreichte man über einen gepflegten, halbrunden Vorplatz. Er war
gesäumt von verschiedenen Bäumen und Büschen. Über der Eingangstür befand
sich als Schmuckelement das von zwei Figuren eingefaßte Doppelwappen der
Familien von Beust und von Pflug. Zuerst betrat man einen Flur. An der Wand rechts
ein großes Gemälde eines Wildschweins, an den anderen Wänden verschiedene
große Truhen. Vom Flur aus erreichte man das große vertäfelte Speisezimmer
mit einer vertäfelten Stuckdecke. Interessant auch das vom Flur aus
zugängliche Empfangszimmer. Darin trat in einer Seitenmitte als Wandpfeiler ein
hübscher Kachelofen hervor. In seinem Oberteil an der Vorderfläche eine
Stuckverzierung: ein Medaillon, beiderseits eingefaßt von einer Reihe
übereinanderstehender Blatt-Konsolen. Das Arbeitszimmer, ebenfalls vom Flur aus zu
erreichen, hatte eine sehr naturalistisch gehaltene Decke, das gegenüber
liegende Wohnzimmer eine schon klassizistische mit feinem Akantus. (8) Desweiteren befand sich im Erdgeschoß eine
große Küche sowie die Waschküche, in der auch der Backofen stand. Nach links
erreichte man zwei nicht sehr tief gelegene Gewölbekeller. Ganz links hinten
führten einige Stufen zu einem fensterlosen Raum. Es war dies das Verlies. In
früheren Zeiten soll es auch als Gefängnis genutzt worden sein. Gleich vorn links führte eine aus behauenen
Sandsteinen erbaute Treppe zum ersten Stock. Direkt von der Treppe aus gelangte man durch eine
große Flügeltür in den Saal. Sein Licht empfing er durch die drei mittleren
Fenster an der Vorderfront des Schlosses. Der Saal war jeweils in der Mitte der
Längsseiten durch je einen etwas hervortretenden Wandpfeiler geteilt. „Während
dessen Vorderfläche und der Theil der Decke über ihm durch einfache
Bandverschlingungen und Gesimsmotive geziert ist, ist jeder der beiden
Saaltheile in seiner Decke durch eine breite Randverzierung mit freigehaltenem
Mittelfeld geschmückt. Dieses Rand- oder Rahmenwerk enthält jedesmal in
der Mitte der Längsseite das von Beust`sche und Pflug`sche Wappen in
vereinfachter Cartouche, an den Ecken das Monogramm des Erbauers H. v. B. in
Palmblatt-Umrahmung (Zopf); dazwischen etwas gebrochenes Bandwerk und Ranken,
letztere eingefaßt von einfachen Gitterwerk-Motiven". (8) An den Wänden hingen Brustbilder von Beust`schen
Familienmitgliedern des 17. und 18. Jahrhunderts, darunter der Erbauer des
Schlosses, Johann Heinrich und seine zweite Gemahlin Christiane Amalie, zwei
Brüder von Burkersrode, ein Herr von Haugwitz und andere. Vom Saal aus führten Türen zu den einzelnen
Zimmern, zum Beispiel befand sich hinten rechts das Schlafzimmer, links davon
das Bad. Vorn rechts der rosa Salon; von ihm aus gelangte man in das sogenannte
Kabinett, nach 1914 umgebaut in einen Gedenkraum für den ersten Langenorlaer
Gefallenen Raimar von Raven. – Rechts hinten war der Blaue Salon. – Im zweiten Stockwerk befand sich vorn rechts die
Goethe-Stube. Außerdem lagen hier verschiedene Personalzimmer. Sie hatten in
die Wand eingelassene Schränke. Im dritten Stock gab es dann mehrere
Bodenkammern. Interessant auch, daß das Schloß von Anfang an eine
Wasserleitung besaß. Vom unteren Anfang des Löscherberges war das Trinkwasser
in Holzrohren unterirdisch zum Schloß geleitet worden. Der Überlauf soll den
Wallgraben gefüllt haben, der wegen der Eichenpfähle ständig voller Wasser
sein mußte. Bild 7 Blick auf Oberdorf und Schloß Bild 8
Autor: Horst Förster
Redaktion: Horst Förster
Herausgeber:
Korrektur: Joachim Büchel (nach alter
Schreibweise)
Herstellung: Steffen Schuhmann
Preis: 3,00 DM
„Michael Günther
Entrichtet: Einen Gulden Erbzins Michaelis und
einen Scheffel Weißhaber vom
Würzbachberge",
„Anna Schümrichin, Wittib
Entrichtet: einen Gulden Erbzins Michaelis und
muß um billigen Lohn spinnen",
„Peter Seyfart Wittib
Entrichtet: 20 Groschen Erbzins Michaelis, dann
drey Michaelis Hühner, eine Faßtnacht Henne,
ferner
anderthalb Scheffel Würzschhaber, gehet
nach Haasen und
fröhnet mit einem halben Wagen und Pflugk,
verrichtet
auch die Schneidt- und Heu-Frohne und
gibt das beste vom Gute, wann der Mann oder die
Frau stirbt".
Entrichtet: siebzehn Groschen für den Erbzins
Michaelis,
dann auch einen Groschen für den Erbzins von
einem ledigen
Acker und einer Wiese im Loche, ferner
sechs alte Hühner Michaelis und zwey
Fastnachtshühner.
Item: anderthalb Scheffel Korn und zwey Mandel
Eyer
und abermahl zwey alte Hühner Michaelis von dem
ledigen Acker im Loche.
Hierüber ein Viertel Korn und ein Viertel Gerste
auch
Michaelis von einem Berge. Ist von dem Rittergute
pro 30 Kreuzer verkauft worden.
Weiter ein Pfund Wachs und anderthalb
widerruflichen
Scheffel Würzschhaber Michaelis.
Fröhnet mit einem halben Wagen und Pfluge und
gibt
Das beste Haubt, wenn der Mann oder die Frau
stirbt.
Gehet mit nach Haasen,
Verrichtet auch die Heu- und Schneid-Frohne."
„Nicol Scherzer entrichtet
drei Groschen am Gold an Michaelis von einem
ledigen
am Locher Berge und
eyn Schock Eyer, dann eine alte Henne."
„Alle Abrichtungen des ganzen Dorfes Langenorla
sowohl an Geldzinsen als auch zinsbaren Stücken so daselbst jährlich gefallen:
48 Thaler 3 Gulden 8½ Kreuzer Erbzins Michaelis
inclus: 6 Thaler Frongeld, 11 Kreuzer
melus: 6 Thaler Frongeld, 11 Kreuzer vor zwey Haasengänge,
15 Kreuzer vor einen Lambsbauch und
2 ½ Kreuzer vor eine Maze Mohn auch 20 Kreuzer
vor
1 Brette beschneid von der Müller.
10 Gänse
38 alte Hühner
90½ Michaelishühner
21 Faßnachthennen
2 Schock Eyer
1 Christstollen pro 2 Kreuzer
1 Pfund Wachs
3 Viertel Äpfel
8 Scheffel 3 Viertel Korn
1 Viertel Gersten
18 Scheffel weißen Würzschhaber
9 Scheffel weißen Zinnshaber
1 Scheffel Hopfen
2 Mazen Erbsen
21 Landfröner, die hauen jährlich 126 Klaftern
Scheidt- und
63 Schock Reiß-Holz und thun alle Landfrohnen
wenn (und)
um was man sie heißet;
außer Hans Klüger sen., welcher von der
Landfrohne 6 Thaler
Frongeld entrichtet, dann seine
10 Pferd-Frohn Höfe mit 6 ganzen Geschirren,
welche auch
die Schneid- und Heu-Frohne verrichtet.
Das ganze Dorf Langenorla mit Ober- und
Niedergerichten
Auch hohen Lehnswaren benanntlich vom Hundert,
Zehent." (6)
Es folgt nunmehr eine Aufzählung von Bauern mit
ihren Abgaben aus folgenden Orten der damaligen Zeit in damaliger Schreibweise:
„Wenn die Pferdefröhner ein jeder mit einem
Pflugk, einen ganzen Tag ackern, so bekommt jeglicher vor sich und den Zutreiber
acht uff zwey Personen, früher zwey Frohn-Semmeln und keinen Keese; Zu Mittage
eine Suppen; zwey Zugemüß, es seyen Erbsen, Kraut, ein Wasserbrey oder was
anderes dergleichen sambt bedürftigem Brod dazu auch dabei Kofant zum Getränk,
wenn vorhanden ist und sonsten nicht.
Denken Sie aber an einen Diens- oder Donnerstag:
So bekommen sie zu Mittag anstatt des einen Zugemüßes, Klöße. Uff den Abend
bekommen ein jeglicher wiederumb, wie frühe zu Morgens zwey Semmeln. Und so
wird es auch gehalten beim Egen und Getreydeausstreichen im Gleichen bei der
Mistfuhre außer daß sie zum Morgenbrode uff einen Wagen noch zwey Keese
bekommen."
Gleiche Verköstigung gab es auch beim
Getreideeinfahren, bei Scheitholz- und Reißigfuhren, bei Baufuhren (wie Steine,
Holz, Ziegel, Sand usw.); auch wenn vom Rittergute gekauftes Heu oder Stroh zum
Schafstall oder anderen Ställen gebracht wurde; wenn Getreide, Wein und andere
Naturalien aus Orten wie „Wöllenbornische" geholt wurden; ebenso beim
Einfahren von Heu und Grummet.
Müssen auch die Pferdtfröhner nebst den
Landfröhnern alles Heu und Grummet uff den sämbtlichen Rittergutswiesen und
Sommerlatten sowohl Heinisch als Kainisch helfen abhauen. Darüber bekommen sie
im gesambten drey Eimer Bier von welchen ihnen frühe eine Bier-Suppen gemacht
und dabey jedem ein Stück Brod und ein Kees zum Morgenbrod gegeben wirdt und
weiter nichts.
Zu Mittag aber bekommen sie eine Klöße-Suppen
und jeglicher einen Kloß und ein Stücklein Fleisch darzu, sambt einem
Zugemüße, und wird ihnen dabey von ihren drey Eimern Bier so lange es wehret
und darüber nichts zu trinken gereicht.
Uffen Abend kriegen sie eine Kofantsuppen, ein
Zugemüße, Brod und jedweder einen Kees.
Wenn Sie aber uff einen ganzen Tagelohn mit dem
Hauen nicht fertig werden, bekommen Sie, wenn Sie des anderen Tages bis zu
Mittag hauen von ihrem Bier eine Biersuppen, dann Kees und Brod und ein mehreres
ferner nicht."
Wenn die Pferdtefröhner mit uff die Jagd gehen
bekommen sie uff einen ganzen Tage, sie mögen bald oder langsam wieder
hereinkommen, mehr nichts als jeder eine Frohnsemmel, wenn sie nichts gefangen,
wenn sie aber was gefangen, kriegen sie noch ein Stübiges Bier dazu und sonsten
nichts. Uff solche Maßen wird es auch mit dem Abschrecken gehalten, und müssen
sowohl die Pferdt- als auch die Landfröhner zur Jagd aufwarten, wenn sie
geheißen werden." (6)
Mistladen, Flachs und Hanf rauffen, ritteln,
ausbrechen
Kraut ernten, Flachs und Hanf schneiden, binden,
auf Boden tragen, .... Mist streuen, ....Schafe hüten, Bauholz fällen und
anderes
Schafe scheren
Botschaft laufen
Küchenbedarf vom Markt aus der Stadt holen
Unterkünfte scheuern
Stuben heizen, Zinn scheuern, aufwaschen.
Der Notar Friedrich Christoph Lorenz verlas „Punkt
vor Punkt und Stück vor Stück" das Erb- und Zinsregister von 1658. Jeder
Hand- oder Pferdefröner hatte genau zu vergleichen, ob er noch das gleiche Land
besitzt wie seine Vorfahren. Dann muß er auch die gleichen Abgaben und
Frondienste verrichten wie diese vor rund neunzig Jahren.
Da Katharina Margarete Grunerin und Johann Nicol
Wagner „eigentlich keine Landfröhner sind, sondern nur kleine Häuslein
haben", werden sie vom Frondienst befreit. Alle Pferde- und Landfröner
gaben „einmütig zu verstehen, daß sie mit alledem, so ihnen itzo vorgetragen
worden, zufrieden wären und alles das, was man an Vermögen von ihnen
verlangte, gar gern tun wollen".
Das Protokoll wurde unterschrieben von Notar
Lorenz, von Johann Gottlieb Eberhard – Testis
requisitus
Andreas Graupner, Zeuge. (7)
Fotos: Familie J. Jahn Repros: Foto-Peterlein
Foto: Fam. J. Geinitz Repro: Foto-Peterlein
Fotos: Familie J. Jahn Repros: Foto-Peterlein
(hier steht heute der neue Stall)
Foto: Familie E. Otto Repro: Foto-Peterlein
Foto: Fam. J. Geinitz Repro: Foto-Peterlein
Bild 9 Schloß mit Wassergraben
Bild 10 Inspektorenhaus um 1920
Foto: Familie J. Geinitz Repros: Foto-Peterlein
Bild 11 Blick in den Saal des Schlosses
Bild 12 Blick in den Saal des Schlosses
Bild 13 Blick in den rosa Salon
Bild 14 Kabinett. Reimar von Raven Zimmer
Bild 15 Blick in das Rokokozimmer
Streiflichter aus der Kirchenchronik
Die Familie von Beust, Besitzer des Rittergutes und des Schlosses, waren von Anbeginn an die Kirchenpatrone und die Gerichtsherren von Langenorla. Erst am 17. März 1851 wurde als Folge der Revolution von 1848/49 laut Gesetz „das bisherige Patrimonialgericht zu Langenorla aufgelöst und die Gerichtsbarkeit desselben vom Staat übernommen und dem Herzogl. Kreisamte zu Kahla zur Verwaltung überwiesen. Das Patrionat über die Kirche, Pfarrei und Schule hat der Rittergutsbesitzer Hermann von Beust sich noch vorbehalten".
Doch auch der Staat wahrte die Interessen des Landadels. So gab es im Herbst 1855 – gewiß nicht aus Übermut – allerhand Felddiebstähle. Denn „Vom 11. bis 15. März fand im Saal des neuen Schießhauses zu Kahla die Hauptverhandlung in der Untersuchung des Herzogl. Criminalgerichtshofes gegen 14 bei einer großen Anzahl meist auf dem Rittergute Langenorla verübter einfacher und ausgezeichneter Eigenthumsverbrechen statt".
Es folgen 14 Namen vorwiegend Langenorlaer Bürgerinnen und Bürger. Am 17. März 1856 wurden die Urteile verkündet. Sie lauteten: 1 Freispruch, von 6 Tagen bis 14 Jahren Gefängnis, von 2 Monaten bis 14 Monaten Arbeitshaus, von 4 Monaten bis 4 Jahren Zuchthaus. Der Pfarrer schrieb dazu: „Trotz dieser Untersuchung scheint jedoch der Felddiebstahl noch in keinem Jahr so arg getrieben worden zu sein, wie in diesem Jahr in hiesiger Flur, namentlich an Klee, Runkeln und Kartoffeln."
1858 heißt es: „Fortschritte in der Ökonomie. Der Rittergutsbesitzer Herr Kammerherr von Beust ließ seine an der rechten Seite der Orla gelegenen Wiesen nach theilweiser Erneuerung und Vermehrung der Entwässerungsgräben mit einen großen Menge von den Äckern abgetragener Erde überfahren und hat schon in diesem ersten Jahre einen vortrefflich erhöhten und verbesserten Graswuchs erzielt.
Seinem Beispiel folgend hatte auf diese Weise auch besonders Ferdinand Lindig seine hinter dem Schlosse gelegene sumpfige Wiese sehr verbessert."
„Mit Guanodünger hat Herr von Beust seit zwei Jahren vortreffliche Raps- und Kartoffelernten erzielt."
„Herr Kammerherr Freiherr Hermann von Beust erbaute im Sommer 1859 auf dem Herrenberge einen Schafstall und eine Scheune, bis unter das Dach von Mauerwerk und legte einen bequemen Weg am Berge auf der Vorderseite hinan."
1860. „ Der Rittergutsbesitzer Kammerherr Freiherr von Beust, hat in diesem Jahre bis zur Ernte auf der Würzbachhöhe an Stelle des bisherigen Schafstalles ein von Grund auf neues ansehnliches Gebäude errichtet, ähnlich dem voriges Jahr auf dem Herrenberge errichteten. Es besteht aus einem hinterwärts stehenden langen Flügel vom Wege hinaus, enthaltend einen großen Schafstall und einen kürzeren Flügel vorn quer herüber eine Scheune enthaltend. In der Ecke vorn ist ein Stübchen für den Schäfer, unter der Scheune ein Kartoffelkeller. Das ganze Gebäude unten ganz gemauert, ist mit einer Menge Kammern und Behältnissen für Getreide, Heu und Stroh aus Holzwerk überbaut und mit Ziegeln gedeckt.
Vorn in der Ecke über dem Schäferstübchen ist ein Stübchen für den Herrn angebracht. Es fehlt noch an Wasser, indem der voriges Jahr gegrabene tiefe Brunnen noch keine Quelle erreicht hat und liegengeblieben ist. Er sammelt bloß Regenwasser und die Schafe werden zur Tränke in den Würzbach geführt."
Die Schafhaltung auf der Würzbachhöhe und auf dem Herrenberg waren nötig, um den Sandboden ertragreicher zu gestalten. Auf der Würzbachhöhe wurde das angebaute Getreide im Herbst auch gleich gedroschen.
Die Dampfdreschmaschine wurde mit sechs bis acht Pferden vom Tal auf die Höhe gezogen. Kein leichtes Unterfangen! Auch das Dreschen verlief nicht immer reibungslos, so 1871: „ Im August ereignete sich bei der Dreschmaschine, die Herr von Beust auf seinem Berge (Würzbachhöhe) hatte aufstellen lassen, ein entsetzliches Unglück. Einer von den Arbeitern gerieth mit seinem Fuß da, wo die Garben eingelegt werden, in die Maschine, so daß derselbe bis über die Knöchel sammt Stiefel zermalmt wurde. Der arme Mensch, noch jung an Jahren, wurde nach Jena ins Krankenhaus gebracht."
Interessant auch diese Eintragung von 1872: „ Der Kammerherr Freiherr von Beust kaufte im Frühjahr eine Herde Schweine, die er in seine Wälder treiben ließ, um die Eier und Raupen des Fichtenspinners zu vertilgen."
Nachdem es im November 1890 zwei Wochen ununterbrochen geregnet hatte, trat am 21.des Monats. die Saale über die Ufer und hinterließ eine Spur der Verwüstung. Auch die Orla schwoll an: „Der Mühlgraben war angefüllt und im Rittergutshofe wie auch beim Amtsschulzen Müller wurde das Vieh aus den Ställen aus Vorsicht geschafft, aber die Wasser verliefen sich und glich diese Überschwemmung kaum der im Jahre 1884."
1904 heißt es: „Süße verkaufte die Wiese neben dem Clauder`schen Grundstück an Frau von Raven. Clauder Paul hatte Frau von Raven gebeten, die Wiese für ihn zu erwerben. Sie kaufte sie und behielt sie."
1905 schreibt Pfarrer Stäps: „Am 3. Osterfeiertag ohrfeigte Frau von Raven den Büttner`schen Knaben. ....
Am 9. Mai, dem Beerdigungstage der Gertrud Büttner, stellt Pfarrer Stäps Frau von Raven zur Rede über die Scene am 3. Osterfeiertag. Von dort an begannen die Störnisse, denn Frau von Raven begann nun einen Feldzug."
Im Jahre 1910 kaufte Frau von Raven von Adelbert Riese die Schimmersburg. Nunmehr war nach meiner Meinung das Rittergut wieder komplett. Wahrscheinlich umfaßte es nun wieder den ursprünglichen Stamm.
1914 fiel als erstes Gemeindemitglied auf einem Patrouillenritt in den Straßen von Sedan Raimar von Raven. Er wurde auf dem Friedhof von Sedan begraben.
1920: „Am 9. Juli vermählte sich der gegenwärtige Inhaber des Patronats unserer Kirche, Franz-Kraft von Raven, Rittergutsbesitzer auf Langenorla, dritter Sohn des verstorbenen Rittmeisters Franz Otto Heinrich Reimar von Raven und seiner Frau Gemahlin Gertrud Elisabeth von Raven geb. Freiin von Beust, mit Heilwig Clementine Amalie Eleonore Anna Louise Elisabeth von Ditfurth, Tochter des Oberstleutnants und Rittergutsbesitzers Wilhelm von Ditfurth, wohnhaft in Lemmie bei Hannover."
Die letzte Eintragung betreffend des Rittergutes steht unter 1945. „14. April Einmarsch der Amerikaner nach vorherigem Beschuß des Dorfes. Im Juni ziehen die Russen ein. Im Oktober Auflösung des Rittergutes."
Bis zu Beginn der 30er Jahre war Langenorla über 200 Jahre der Stammsitz derer von Beust. Um diese Zeit zogen sie in das Schloß Groß Luckow, nordwestlich von Berlin. Es wurde ebenfalls 1945 enteignet, konnte aber nach der Wende 1989 von Frau Heilwig von Ditfurth zurückgekauft werden.
Immer rationell
Als der Lehrer Oskar Siegel 1919 in Langenorla seinen Dienst antrat, dauerte es nicht lange, und er bekam die Aufforderung, zum Schloß zu kommen. Hier bekam er einen Anpfiff, weil er nicht sofort seinen Antrittsbesuch gemacht hatte. Anschließend wurde ihm gesagt, er möge mit den Kindern viel in die Natur gehen, um sie zur Heimatliebe zu erziehen, da das Rittergut Arbeitskräfte benötigt.
Für 50 Pfennig oder zwei Liter Heidelbeeren konnte jeder Bürger im Schloß eine „Leseholzkarte" erwerben. Dafür konnte er dann jeden Dienstag und Donnerstag – außer an Feiertagen – von sechs Uhr morgens bis sieben Uhr abends Leseholz in den Rittergutswäldern sammeln. Dabei durfte man lediglich einen „Reißer" bei sich tragen.
Maler Schröter berichtet in der Ortschronik folgende Geschichte: Seine Mutter war auf dem Rittergut als Dienstmädchen tätig. Als sie später verheiratet war, suchte sie eines Tages einen Eimer voll Heidelbeeren. Auf dem Rückweg begegnete ihr die Gnädige Frau, die sich an den Beeren erfreute und sagte: „Die bekomme doch ich?" „Jawohl, Gnädige Frau." Sie übergab den Eimer mit Beeren. Sie erhielt dafür kein Geld und bekam auch den Eimer nicht zurück. (15)
Es war um das Jahr 1912, als Franz Kraft zu seinem Geburtstag einen extra vom Stellmacher angefertigten kleinen Leiterwagen geschenkt bekam. Am nächsten Tag lud er die zwei etwas jüngeren Buben Oscar Girbert und Otto Köchel auf seinen Wagen und heissa trabten die beiden kleinen Pferdchen zu. Auf ging es in den Würzbachgrund. Vor einer kräftigen dürren Kiefer am Wegesrand wurde halt gemacht, die Pferde ausgeschirrt und dann wurde der Baum beäugt und die Arbeit gut durchdacht. Der leere Wagen wurde noch etwas hin und her rangiert, bis er richtig stand, und dann wurde die Kiefer eingekerbt, auf daß sie richtig falle, nämlich auf den Wagen, denn das Aufladen wollte man sich sparen. Die Säge sang ihr Lied, der Baum fiel auch richtig, aber der Wagen nahm es übel und machte die Grätsche.
Die Reste des Wagens und die Kiefer holte am nächsten Tag der Kutscher Lindig.
Die Nutzung des Schlosses ab August 1945
Da laut Vereinbarung der Siegermächte im
Abkommen von Jalta 1944 alle Deutschen das Sudetenland, Ostpreußen und
Schlesien verlassen mußten, drängten Millionen Vertriebener in das
Restdeutschland. Hier mußten sie ein Unterkommen und eine neue Heimat finden.
Einige dieser Umsiedler kamen auch nach
Langenorla. Da war es ein Glück, daß man das Schloß hatte. Für viele
Menschen war es nur eine vorübergehende Bleibe, bis man bereits seßhaft
gewordene Angehörige gefunden hatte oder aus anderen Gründen weiter wollte. Es
wird erzählt, daß an manchen Tagen bis zu 90 Personen im Schloß Unterkunft
gefunden hätten.
Über mehrere Jahre lebten hier 11 Familien mit
49 Personen, davon 31 Kinder. Es waren dies folgende Familien:
Skamowsky, Alfred Sudetengau 2 Personen,
Linke, Hans Oberschlesien 5 Personen, davon 3 Kinder
Schäfer, Helmut Oberschlesien 6 Personen, davon 4 Kinder
Gräfin v. Pfeil Westdeutsche 4 Personen, davon 3 Kinder
Krauß, Willy Sudetengau 5 Personen, davon 3 Kinder
Mannheim, Alois Oberschlesien 7 Personen, davon 5 Kinder
Kassner, Mathilde Oberschlesien 4 Personen, davon 3 Kinder
Kamutzky Ostpreußen 4 Personen, davon 3 Kinder
Schmilewsky (mit Oma) Ostpreußen 4 Personen, davon 2 Kinder
Plankmeister Ostpreußen 4 Personen, davon 3 Kinder
Schilder, Josef Sudetengau 4 Personen, davon 2 Kinder
Die letzte öffentliche Nutzung des Schlosses
fand am 14. Oktober 1945 statt. Im Festsaal im ersten Stock wurden um 18 Uhr die
Besitzurkunden für Bodenreformland den neuen Besitzern übergeben. (12) Damit
war das Rittergut zerschlagen.
Der Saal war in den nächsten rund zweieinhalb
Jahren Tummelplatz für die 31 im Haus wohnenden Kinder. Diese und ihre Eltern
sprechen nur gut über ihre Zeit im Schloß. Alle waren sie gleich arm – aber
sie verstanden sich alle sehr gut – vielleicht weil sie alle arm waren?
Die Bodenreform
Das Rittergut besaß 264,25 ha Wald, 61,20 ha
Ackerland, 12,80 ha Wiesen, 4,00 ha Ödland sowie 1,48 ha Garten, insgesamt
343,73 ha. (9)
Die Bearbeitung des Landes wurde organisiert und
geleitet vom Inspektor Fritz Heise . Ihm zur Seite standen bis 1945
der Schweizer Ludwig Bauer mit Frau,
die Kutscher Bockner, Lindig, zuletzt noch zwei
Franzosen,
die Köchin Frau Heise sowie drei Küchenhilfen,
der Förster Arno Schau sowie
die Waldarbeiter H. Schröter, H. Schröter, L.
Schröter, W. Schröter, O. Henniger
sowie nach Kriegsausbruch Polen,
Serben,
Russen, insgesamt etwa 25 Personen.
April 1945 marschierten die Amerikaner in Langenorla ein. Als sie später abzogen, fehlte das Gästebuch. In ihm hat sich auch Feldmarschall von Hindenburg – einst Gast zur Hochzeit des Franz Kraft von Raven – neben vielen anderen Besuchern eingetragen.
Nach dem Einmarsch der Roten Armee mußte das Rittergut Langenorla für einige Monate die sowjetische Stadtkommandantur in Pößneck mit Naturalien versorgen. Dafür wurde von der Besatzungsmacht sogar eine Zentrifuge geliefert, um zu Butter zu kommen. Zwei Rotarmisten waren nach Langenorla abgestellt, um die Arbeit zu überwachen und Sorge dafür zu tragen, daß keine Lebensmittel in falsche Hände, zum Beispiel hungriger Umsiedler, gelangten.
In einem Brief vom 22. September 1945 an Bürgermeister Pelz heißt es: „Die Unterzeichneten bitten darum, der Gemeindeversammlung am 23.9.45 nachfolgenden Antrag der Gutsarbeiter Langenorla zu unterbreiten und zur Entscheidung vorzulegen:
Die unterzeichneten Gutsarbeiter beantragen, das
Rittergut Langenorla nicht aufzuteilen. Das Gut hat bisher vorbildlich für
seine Arbeiter gesorgt und das Verhältnis zu unserem Gutsbesitzer ist das
denkbar beste. Er gehört nicht zu den Kriegshetzern. Nach seinen Aussagen und
unserem Wissen ist er auch nicht Mitglied der NSDAP gewesen. Nach seinen
Äußerungen und Handlungen war er vielmehr ein Gegner der Partei.
Das Gut hat bisher vorbildlich gewirtschaftet.
Wir glauben nicht, daß bei einer Aufteilung dieses Gutes soviel für die
Gesamternährung herausgewirtschaftet werden kann wie bisher.
Ist es nach dem Gesetz nicht möglich, das Gesamtgut von der Aufteilung auszunehmen, so fordern wir, daß zumindest ein lebensfähiges Restgut von 100 ha unserem bisherigen Gutsherrn von Raven und seiner Familie verbleibt.
Nach unserem Wissen ist auch anderwärts den Gutsbesitzern ein Restgut zugebilligt worden." (11)
Die Bodenreform marschierte trotz Petition. Ortschronist Oskar Siegel schrieb 1952 dazu: „Nach der Abschlußabrechnung der Bodenreform in Alt-Langenorla, die am 28. März 1946 erfolgte, erhielten 109 Landempfänger 252,48 ha Land für 52.516,75 M bei Anzahlung einer ersten Fünftelrate von insgesamt 10.503,35 M.
Die niedrigste Zuteilung betrug 0,25 ha, die höchste 12,75 ha. Als Durchschnittszuteilung wurden 2,316 ha errechnet. Ferner erhielten die Gemeinde Freienorla 28 ha Wald und 7 ha Ackerland, die Gemeinde Kleindembach 30 ha Wald und die Stadt Pößneck 26,25 ha Wald zugeteilt. Von den örtlichen Landnehmern bezeichnete der damalige Bürgermeister 4 als landarm, 1 als Umsiedler, 7 als landlos, 3 als Kleinpächter, 58 als Industriearbeiter, 16 als landarme Bauern und die Gemeinde; es müssen also 19 Personen Sonstige gewesen sein.
An Gebäuden verteilte die Bodenreform-Kommission das ehemalige Schloß, das Vorwerk Schimmersburg sowie vier Wohnhäuser nebst Wirtschaftsgebäuden. Auch das Rittergutsvieh, zahlreiche landwirtschaftliche Geräte und Maschinen wurden übereignet." (10)
Die vier „verteilten" Wohnhäuser sind:
1. heute Lutz Lauterbach, ehemals Gutsinspektor
Fritz Heise
2. heute Bohne, ehemals Kutscher Bockner
3. heute Berndt Winter, ehemals Kutscher Karl
Lindig
sowie Gutsarbeiter Leonhard Schröter
4. abgerissen, ehemals Schweizer Ludwig Bauer.
Das Ende des Schlosses
Schon kurze Zeit nach Kriegsende 1945 gab es in Langenorla eine kleine, aber damals sehr einflußreiche Gruppe von Menschen, die aus ideologischen oder persönlichen Gründen sehr viel Kraft darauf verwendeten, das Schloß abreißen zu können. Eine weit größere Gruppe Langenorlaer setzte sich aus Vernunftsgründen für dessen Erhalt ein. Argumentierte die erste Gruppe: aus dem Abrißmaterial des Schlosses werden Neubauerngehöfte, wollte die zweite Gruppe eine gemeinnützige Nutzung als Kulturhaus, Schule oder Kinderheim. Die Kirche hätte es gern genutzt als Altenheim. Offiziere der Garnision Saalfeld, die von der ersten Gruppe zu Hilfe geholt wurden, kamen. Als sie die vielen Umsiedlerfrauen mit ihren Kindern sahen, sagten sie: „Das Schloß bleibt!"
Professor Franz Huth, Mitglied des Thüringer Museumsausschusses, setzte sich sehr für den Erhalt des Schlosses ein. Er schrieb am 15. Januar 1948:
„Die Kunde von der Zerstörung gewisser Bauten hält man kaum für glaublich und ich kann es mir nicht denken, daß auch das ehrwürdige Langenorla darunter sein sollte. Morgen werde ich vielleicht darüber was erfahren, ..... .
Wegen Langenorla spreche ich in diesen Tagen im Ministerium Abteilung Heimatschutz und Denkmalpflege vor und schreibe Ihnen darüber."
Am 2. Februar 1948:
„Liebe Frau von Raven,
kurz nachdem ich Ihnen kürzlich schrieb, fuhr
ich nach Langenorla , besuchte zuerst das Schloß, dann den trefflichen Herrn
Pfarrer, und dann auch den neuen Bürgermeister, der mir einen guten Eindruck
machte und entschieden seinem Vorgänger vorzuziehen ist .... Ein Hauptgrund
meiner Fahrt war aber ein Hilferuf des Bürgermeisters von Nimritz, wegen der
beabsichtigten Niederreißung des Schlosses. Dieser Ruf beschleunigte meine
Reise nach Langenorla, das mir ja ebenso am Herzen liegt wie Nimritz. So konnte
ich für beide wirken und tun, soviel in meiner Macht steht.
Ich war auch im Ministerium hier deswegen und dort begrüßte man meinen Einsatz sehr. .... Und so schrieb ich auch gleich ausführlich und eindringlich an den mir im Ministerium als zuständige Stelle bezeichneten Vizepräsident Dune in Berlin, der in dieser Sache ermitteln kann. .... Jedenfalls steht jetzt schon Langenorla auf der Liste der „kunst- und kulturhistorischen und zu schützenden Baulichkeiten". Ich gehöre jetzt auch zu dem neu geschaffenen „kulturellen Beirat", der von Berlin angefordert wurde, an und hoffe, auch diesmal wieder helfen zu können, daß das Bild der Heimat nicht zerstört wird. Die Menschen halten die ganze fürchterliche Aktion für gar nicht möglich und es ist auch bezeichnend, daß darüber verhältnismäßig wenig bekannt wird."
20. April 1948:
„Die ganze Schlösserangelegenheit beschäftigt mich in hohem Maße, ich war deshalb auch in Berlin zu einer Sitzung und tue auch hier alles, was in meinen Kräften steht, um zu retten, was zu retten ist. Es ist eine bitterernste Sache, möge es uns mit Langenorla gelingen." (13)
Auch der Einsatz von Professor Huth konnte nicht helfen.
Langenorlaer Bürger beobachteten eines Tages gegen Herbst des Jahres 1948, es wohnten noch einige Umsiedlerfamilien im Schloß, wie zwei Langenorlaer Bürger an der Nordseite des Schlosses am Dach mit dem Abriß begannen. Das Dach war relativ schnell abgerissen. Dachsparren, Bretter und kleinere Balken wurden zum großen Teil zerkleinert und als Brennholz genutzt. Ein Teil wurde als Sackholz nach Pößneck verkauft. Was mit den dicken tragenden Balken geschah, konnte ich nicht erfahren. Ja, Holz war damals Gold wert.
Als man dann auf das feste Mauerwerk kam, war der
Abrißelan verflogen. Somit blieben die Reste des Schlosses bis etwa Höhe des
Fußbodens des 1. Stockwerkes stehen.
In verschiedenen Zeitungsartikeln beschäftigte man sich in den Jahren 1950 bis 1953 ebenfalls mit der Ruine.
Professor Franz Huth schrieb am 29. September 1959:
„Es lag wie ein Alptraum auf mir, daß ich Langenorla nicht retten konnte. Ich muß jedesmal wegsehen, wenn ich vorbeifahre und komme mir wie ein Schuldiger vor und habe doch alles getan, was ich tun konnte. Auch dem Denkmalspfleger Reierungsrat Koch ging es so . ....
Nun bin ich während meines Zuhauseseins extra nach Langenorla gefahren und habe mit dem Bürgermeister Schmidt gesprochen und mich nach den guten Möbeln und Bildern erkundigt, die wir doch rechtzeitig in ein Museum zu retten versuchten. Und zu meiner Beruhigung berichtete mir der Bürgermeister, daß sie tatsächlich ins Rudolstädter Schloßmuseum gekommen sind. .... Die Bilder sind in der Kirche sichergestellt. Es war auch für den Bürgermeister nicht immer ungefährlich oder bequem, richtig zu sorgen. Er sagte mir im Vertrauen, daß die verantwortlichen (besser un-verantwortlichen) Stellen jetzt manches auch nicht mehr machen würden an Zerstörungen." (13)
Der damalige Ortschronist schrieb im Jahre 1959:
„Übereifrige legten in der Zeit der
Nachkriegswirren das Langenorlaer Herrenhaus des ehemaligen Rittergutsbesitzers
in Trümmer, um die letzte Erinnerung an jene Junker, die hier herrschten,
gänzlich auszulöschen. Diese, von der politischen Bühne längst abgetretenen,
vergaßen aber, den Trümmerhaufen, der ja zu einem viel gefährlicheren Denkmal
an die Vergangenheit geworden war als das vorher dort stehende Gebäude, zu
beseitigen."
Im Verlauf des Frühjahres wurde vorwiegend von Chormitgliedern aus dem Trümmerhaufen eine Freilichtbühne für das Sängerfest am 14. Juni 1959 geschaffen.
Schloßruine – über Jahre bot das einstige
schöne Schloß diesen Anblick
Foto: Ortschronik Repro: Foto-Peterlein
Inspektorenhaus und Schloß um 1942
Foto: Archiv Repro: Foto-Peterlein
Ohne Hilfe geht es nicht
Schon öfter einmal kam mir der Gedanke, in einem Heimatheft einen Aufsatz zum Schloß Langenorla zu schreiben. Leider fehlte mir dazu das Wissen. Ganz stark wurde der Wunsch am 18. Februar 1999, als Jutta Ditfurth aus ihrem Buch „Die Himmelsstürmerin" las. Anschließend hatte ich das Glück, gemeinsam mit meiner Frau und Herrn Bürgermeister Christ mit der Schriftstellerin und ihrer Frau Mutter, Heilwig von Ditfurth, noch einige Zeit plaudern zu können. Unsere angeregte Unterhaltung drehte sich immer wieder um das Schloß Langenorla und sein bitteres Schicksal. Als mir dann Frau von Ditfurth die Frage stellte, ob ich (als Chronist) an Dokumenten, das Schloß betreffend, interessiert sei, bejahte ich natürlich diese Frage.
Etwa drei Monate später überbrachte mir Frau von Ditfurth Dokumente aus den Jahren 1658 und 1747. Sie hatte diese Akten persönlich für uns abgeschrieben und Kopien gezogen. Ebenso kostenlos stellte sie unserem Archiv eine Abschrift der Kirchenchronik (1838 bis 1949) von Langenorla zur Verfügung, da ich bis dahin keine Einsicht in das Original bekam. Auch konnte Frau von Ditfurth meinen Wunsch nach einigen Innenaufnahmen vom Schloß erfüllen. Hierfür möchte ich mich an dieser Stelle nochmals ganz herzlich bei ihr bedanken!
Dokumente sind die wichtigste Seite für das
Erfassen und Gestalten von Geschichte. Aber ich bin kein Schriftsteller, dazu
fehlt mir die Phantasie. Ich benötige noch die mündliche oder schriftliche
Aussage von Zeitzeugen sowie Fotodokumente. Hilfe und Unterstützung erhielt ich
von den Ehepaaren Erna und Hans-Joachim Geinitz, Gisela und Josef Schilder,
Katharina und Joachim Jahn. Ihnen und auch denen, die mir Bilder zur Verfügung
stellten, meinen herzlichsten Dank. Vielen Dank auch den früheren
Ortschronisten, meinem ehemaligen Lehrer Oskar Siegel, sowie meinem einstigen
Lehrausbilder Otto Rödel. Ihnen und ihrer Arbeit ist es ebenso zu verdanken,
wenn das Heft lesenswert geworden ist. Dank natürlich auch an Frau Sonja
Büchel, die die Schreibarbeiten kostenlos erledigte sowie an Herrn Fotomeister
Helmut Peterlein für die kostenlose Anfertigung der Repros!
Horst Förster
Worterläuterungen:
Wittib = Witwe
Scheffel = 16 Metzen
Matze oder Metze = 6,116 Liter
Klafter = 2,83179 m³
Gross = 12 Stück
Schock = 60 Stück
Mandel = 15 Stück
Gulden (Meißnisch) = 21 Groschen a) 12 Pfg.
Taler = 24 Groschen a) 12 Pfg. (bis 1841)
Kreuzer = 2,857 Pfg.
Michaelis = 29. September
Ehrhartj = Beginn der 2. Januarwoche
Ein Stübchen Bier = 4 Maß (72 Maß = 1 Eimer)
Kofant = Dünnbier
Quellenangabe
(1) Thüringer Staatsarchiv Weimar
(2) „Geschichte der Kirchen und Schulen des Herzogtums Sa-Altenburg 1891" von Löbe
(3) „Zur Baugeschichte der Schimmersburg" von Michael Sänger
(4) Nach Oskar Siegel aus der Ortschronik
(5) gekürzt nach Oskar Siegel aus der Ortschronik
(6) Abschrift des Erb- und Zinsregisters von 1658
(7) Anhang zur Abschrift des Erb- und Zinsregisters
(8) Lehfeldt, „Kunstdenkmäler III, Amtsgerichtsbezirk Kahla"
(9) Oskar Siegel, Hausblatt 44 im Hausbuch Langenorla
(10) Oskar Siegel „Bearbeitung der Bodenreformakten", Ortschronik
(11) Anlage in der Langenorlaer Kirchenchronik von 1945
(12) Dieter Seiffert, „Schlösser und Burgen aus Pößnecks Umgebung", Pößnecker Stadtanzeiger vom 07.05.1999
(13) Auszüge aus Briefen, die Professor Franz Huth in den Jahren 1947 bis 1952 an Familie von Raven schrieb
(14) Kirchenchronik der Gemeinde Langenorla von 1838 bis 1945
(15) Ortschronik Nr. 2 S. 141
Die unterschiedliche Schreibweise Hannß und Hanß in den Dokumenten von 1658 wurde von mir einheitlich auf Hanß festgelegt. H. Förster
Inspektor Fritz Heise
Große Wäsche im Schloß
Nachtrag
Bei meinen Recherchen zum Schloß Langenorla,
besonders auch noch nach Abschluß der Arbeiten zum Heft, sprach ich mit vielen
Bürgern. Immer wieder wurde mir versichert, daß 90 Prozent der Bürger gegen
einen Abriß des Schlosses waren. Auch die sowjetischen Offiziere der
Kommandantur Saalfeld sagten, „das Schloß bleibt!" Langenorlaer Bürger
legten dem Bürgermeister nahe, das Schloß in Gemeindeeigentum zu überführen
und als Kulturhaus, Kindergarten oder ähnliches zu nutzen.
Auch auswärtige Interessenten am Schloß gab es.
So wollte zum Beispiel die Maxhütte Unterwellenborn darin ein Lehrlingswohnheim
einrichten. Sie tat es dann in Oppurg. Dieses Schloß steht noch heute und wird
sinnvoll genutzt.
Die Sozialversicherung Saalfeld wollte eine
Rentnerbegegnungsstätte hier schaffen und die Kirche ein Alterswohnheim.
Die Vernunft konnte in Langenorla nicht siegen.
Abrißwütige Langenorlaer setzten wider besseres Wissen ihr zerstörerisches
Werk fort.
Die Abrißbrigade ist bekannt, sie wurde aber
nicht namentlich benannt, um den dörflichen Frieden nicht zu stören.
Trotzdem: es ist schade um das Schloß!
Blick in den rosa Salon
(Rückseite des Heftes)
Reproduziert 22.02.2008 Ch.H.